Unser letztes Intensivtraining ist für mich Anlass, nochmals über den Sinn und Zweck der Belohnung am Ende des Trails nachzudenken. Wann wird wie von wem am besten belohnt? Sollte es das supergute Fresschen sein oder doch das Lieblingsspielzeug mit dem ich lautstark eine Party feiere?
Zunächst einmal müssen wir darüber nachdenken, WAS wird belohnt. Jetzt wird jeder sagen, na ist doch klar! Dass der Hund gefunden hat.
Klingt logisch. Und wenn er einmal nicht findet? Na…dann hat er auch nichts verdient. Soso…
Bei uns wird belohnt, dass unser Teampartner gut mit uns zusammen gearbeitet hat. Das kann auch heißen, er bekommt seinen Jackpot wenn er nicht gefunden hat. Bis dahin (Geruchsabriss durch verschiedene Gründe z.B. Vp stieg in Zug, Auto o.Ä., Wetterlage, zu alte Spur oder auch Überforderung) hat unser Hund gut gearbeitet. Deshalb bekommen unsere Hunde ihr Essi vom Hundeführer und nicht von der Vp.
Ich als Teampartner freue mich (individuell veschieden, an den Charakter des Hundes angepasst), dass wir gut „gejagt“ haben.
Denn nichts anderes ist Mantrailing aus Hundesicht. Einer geht verloren, man nimmt die Spur auf…die Jagd startet.
Mein Ziel ist nicht zwingend die Ankunft bei der Vp sondern die gemeinsame „Jagd“, der Trail. Mein Hund freut sich auf die gemeinsame Aktivität mit mir.
Der Weg ist das Ziel.
Es kann durchaus sein, dass wir nur eine Jacke, einen Schuh der Vp vorfinden. Die Vp selbst wurde (Beispiel) mit dem Auto (Fenster zu, Lüftung aus) am Ende abgeholt. Im Ernstfall wird es zu 99% der Fall sein, dass der Hund nicht bis an die gesuchte Person herankommt.
Wir sind Sporttrailer, versuchen allerdings einsatznah zu trainieren. Zudem kommt erst gar keine Frustration beim Hund auf, sollte er mal nicht finden oder an die Vp herankommen. Er lernt solche Situationen kennen. So brauche ich keine „Auffangtrails“.
Nun belohne ich den Hund also. Manchmal nehme ich mir auch einen Keks mit und wir schmausen gemeinsam am Ende des Trails. Selbstverständlich gehört es dazu, dem Hund Wasser anzubieten.
Meiner Meinung nach wird das Ende eines Trails, wo auch immer das sein mag, unterschätzt bzw. zu „menschlich“ belohnt. Da wird ein Riesengebrüll gemacht, mit hoher Stimme auf den Hund eingeredet, geklopft, der Hund beschmust.
Man stelle sich vor, man hat einen anstrengenden Marathon hinter sich gebracht und am Ziel steht eure/r Freund/in und fällt euch um den Hals. „Hast du so super gemacht, Schatz! Ich bin ja so stolz…lass dich knuddeln…“ usw. usw.
Eigentlich wollt ihr nur etwas zu trinken und eure Ruhe.
Ich sage nicht, dass wir das Eins zu Eins auf unsere Hunde übertragen können. Denkt einfach einmal darüber nach.
Vielleicht ist manchmal etwas mehr Ruhe angebracht. Euer Hund hat gerade eine Höchstleistung vollbracht. Setzt euch mit ihm hin, die Vp dazu.
Aus Hundesicht ist es unverständlich, wenn die Vp, gerade gefunden, sofort aufsteht und quatschenderweise von dannen zieht.
Vielleicht für 10 Minuten. Der Trainer und die Backups können ja schon wieder gehen.
Den Youngster, den Beginner belobt auch bei uns zunächst die Vp. Sobald der Hund verstanden hat, worum es geht, übergibt am Ende des Trails zunächst die Vp das Futter an den Hf. So lernt der junge vierbeinige Trailer schnell, von wem er etwas zu erwarten hat. Später nimmt der Hf das Futter mit (ich weiss ja nie, wo der Trail endet).
Die Anzeige kommt dabei keinesfalls zu kurz.
Das sind meine persönlichen Gedanken zu dem Thema. Selbstverständlich kann jeder es machen, wie er es für richtig hält.
Ich führe einen Windhund, der keine Partys mag. Und einen kleinen Gremlin, den Partys sehr aufregen, der dann unendlich hochfährt.
Ich persönlich möchte, dass meine Hunde nach dem Trail die Gelegenheit haben, das zu tun, was sie täten, hätten sie erfolgreich gejagt.
Essen und regenerieren, sprich ausruhen, ruhig zum Auto zurückgehen, evt. nochmal ihr Geschäft verrichten und letzendlich schlafen.
Zum Thema Hormone in Bezug auf das Trailen demnächst mehr.
Bleibt gesund und habt viele spannende Trails mit euren Hunden!