Pausen während des Trails – Sinnvoll oder überflüssig?

Pausen
Notwendig oder überflüssig?
Wir Menschen kennen das alle, irgendwann lassen unsere körperlichen und geistigen Kräfte nach. Und damit meine ich nicht, dass wir einfach älter werden (was hoffentlich auch der Fall ist) sondern während der Arbeit, der sportlichen Aktivität, eben auch während eines anspruchsvollen Trails. Die Qualität der Arbeit lässt nach.

Wieso denken immer noch so viele Mantrailer, das treffe auf ihren Hund nicht zu? Auch wenn es eurem Hund möglich ist, euch beim Joggen 20km im leichten Trab zu begleiten, könnt ihr das nicht einer Anstrengung wie dem Trailen gleichsetzen.

Wer hat schon einmal versucht, beim Gehen oder Laufen z.B. dem Geruch frisch gebackenen Brotes (man ist auf der Suche nach einem Bäcker) zu folgen? Und nicht nur das. Vielleicht auch noch zu differenzieren, ob es das Brot eures Lieblingsbäckers ist. Und nun findet die Filiale des Bäckers in einer Stadt die ihr nicht kennt, am Sonntagmorgen wo alle unterwegs
zum Bäcker sind. Recht schnell werdet ihr merken, das mit dem leckeren Brot zum Frühstück wird eine anstrengende, längere Sache.

So oder so ähnlich geht es eurem Hund beim Trailen. Abhängig vom Verlauf, dem Alter, dem Gelände, den Temperaturen und den Schwierigkeiten eines Trails, kommt man evt. einmal an einen Punkt, wo scheinbar nichts mehr geht.
Der Hund wird „unsauber“, nimmt sich Auszeiten, ist privat unterwegs, hechelt vermehrt. Nun wäre eine Pause angezeigt.

G. Trautmann Zenoni/R. Boulanger beschreiben es in ihrem Buch „Mantrailing – Teamarbeit mit Nase und Verstand“ wie folgt: „Nicht selten legen die Hunde selbstständig kurze Pausen ein. Diese sehen häufig so aus, dass sie irgendwo vom Trail abzweigen, stehen bleiben und mehrere Male kräftig ausatmen, was sich wie Niesen anhört. Dann kehren sie von selbst wieder auf die Spur zurück und arbeiten weiter. Er (der Hund) putzt sich gewissermaßen die Nase.“

Natürlich ist ein solches Verhalten des Hundes keinesfalls zu maßregeln. Vielmehr würde ich mir wünschen, dass alle Hundeführer zum Thema Pausen etwas sensibilisiert würden.
Immer noch gehen die meisten Trailer davon aus, der Hund habe eine viel bessere Kondition als wir Menschen. Das mag für die Schnelligkeit und die Beweglichkeit stimmen, nicht aber für die Ausdauer und die Konzentrationsfähigkeit. Vom trailenden Hund werden körperliche und geistige Ausdauer in gleichem Maße gefordert.

Dazu kommt die Stressbelastung. Was der Hund als Stress empfindet ist individuell unterschiedlich. Ist es der Trail in gewissen Maße selber, die Umgebung? Vielleicht nimmt man an einem Seminar teil, ist in einer Prüfungssituation, der Hf ist unter Stress, was sich natürlich sofort auf den Hund überträgt. Ist eine kurzzeitige Stress-Situation durch Ausschüttung von Botenstoffen wie z.B. Adrenalin oder Noradrenalin sehr nützlich, da es den Körper zu Höchstleistungen motiviert, führt andauernder Stress zu einer Cortisolausschüttung. Dieses wird sehr viel langsamer abgebaut und kann zu Spätfolgen (Immunabwehr sinkt) führen.

Die Dauer der Pausen ist abhängig vom Verhalten des Hundes. Sie können von wenigen Minuten bis auf 20 Minuten ausgedehnt werden. Sicherlich muss man dieses Pausieren trainieren. Man steigert die Pausen langsam von einigen Sekunden bis auf die nötige Zeit. Wichtig ist es, den Hund aus der Situation zu nehmen, an einen ruhigen Ort unweit des Trails zu führen und etwas zu Trinken anzubieten, wenn er etwas zur Ruhe gekommen ist.

Jetzt höre ich schon wieder:“ Mein Hund trinkt nichts auf dem Trail.“ Mischt etwas Brühe, Milch oder Blut unters Wasser und euer Hund wird trinken.
Wenn er zur Ruhe gekommen ist.

Ob der Hund aufs Halsband umgeschnallt wird oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Wenn es für den Hund die Beendigung des Trails bedeutet, bleibt er im Geschirr. Somit bedeutet es auch nicht das Ende des Trails. Hier hat aber jeder seine eigenen Rituale. Die gilt es hier natürlich einzuhalten.

Eine Pause verschafft nicht nur dem Hund Erholung , sondern auch dem Hf. Sollte dieser während des Trails überfordert sein, wird gleichermaßen eine Pause eingelegt. Trailen ist Teamwork. Ist der Hf geistig oder vielleicht auch körperlich am Limit, ist eine gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit seinem Vierbeiner nicht mehr möglich.
Es schadet nichts, während einer Pause den bisher gearbeiteten Trail zu reflektieren, sich mit seinem Backup oder Trainer zu besprechen, um dann mit frischer Kraft weiter zu machen.

Ihr braucht keine Sorge zu haben: Der Hund wird nach der Pause weiter trailen. Und nein, er braucht den Ga nicht neu präsentiert zu bekommen. Durch kleinschrittigen Aufbau der Pausen ist er in der Lage, den Geruch auch länger zu halten.

In diesem Sinne – gönnt euch ab und zu eine kleine Auszeit. Euer Hund wird es euch danken!

Literaturhinweis:

Robert Boulanger/ Gabriella Trautmann Zenoni – Mantrailing Teamarbeit mit Nase und Verstand,    Oertel+Spörer Verlags und Co. KG 2013                                     ISBN 978-3-88627-850-3