Motivation oder „Arbeite!“

Wer kennt das nicht?

Man freut sich aufs Trailen, hat genaue Vorstellungen vom Training – nur der Vierbeiner scheint so seine eigenen Ideen zu haben. Schon am Start sind andere Dinge interessanter, unterwegs wird markiert was das Zeug hält. Überall riecht es so gut, dass unser Hund sich zunächst einmal vergewissern muss, wer, wann, warum dort schon gegangen ist.

Da kommt Unmut auf. Aus dem anfangs freundlich auffordernden „Weiter geht’s!“ wird im Laufe des Trails ein mehr oder weniger brummiges „Arbeite!“

Unsere Motivation sinkt. Die unseres Vierbeiners ist offensichtlich schon vor dem Start verloren gegangen. Dabei lief doch der letzte Trail über 1,2 km so gut. Hatte man sich doch gerade für heute Ähnliches vorgenommen.

Was kann da passiert sein? Dazu eine kurze Exkursion in die Psychologie.

Das Zünglein an der Waage ist oft die Motivation. Besser gesagt, in diesem Falle, die fehlende Motivation des Hundes.

Was heisst Motivation überhaupt?

Als Motivation bezeichnet man die Gesamtheit aller Beweggründe, die zu einer Handlungsbereitschaft führen, also das Streben nach Zielen oder wünschenswerten Zielobjekten.

Man unterteilt erstens in innere (intrinsische) Motivation, was heisst, der Hund übt eine Tätigkeit aus, um ihrer selbst willen. Aus Spaß an der Freude. Es fühlt sich einfach gut an. Zum Beispiel Jack, einer meiner Windhunde. Auf der Koppel rast er plötzich los. Ohne ersichtlichen Grund. Mit irrem Blick, in einem rasanten Tempo, wilde Haken schlagend. Nach einer knappen Minute ist es vorbei. Glücklich hechelnd steht er dann vor mir. „Und?“ scheint er zu sagen, „Ich bin schon ein toller Hecht, was?“ Warum er das macht? Weil er es kann. Aus Spaß an der Freude.

Dann gibt es da noch die extrinsische Motivation (von außen angeregt). Zum Beispiel, unser Hund macht Sitz, weil er ein Leckerchen bekommt. Er tut also etwas, um damit ein Ziel zu erreichen.

Meistens handelt es sich um eine Mischung aus beiden.

Ich mache meine Arbeit gern, sie macht mir Spaß, Freude (intrinsisch). Nun bekomme ich auch noch Geld dafür (extrinsich).

Ich gehe mit meinem Hund gemeinsam jagen (Mantrailing ist nichts anderes als eine Form der Jagd), wir verfolgen gemeinsam ein Spur (intrinsisch). Weil es uns Spaß macht. Weil er meine Begeisterung spürt und übernimmt. Nun bekommt er am Ende auch noch zu Fressen! Und zwar eine ganze Mahlzeit (extrinsich).

Dabei ist es egal, ob der Hund gefunden hat oder nicht. Wichtig ist, dass er gesucht, mit mir zusammen gearbeitet hat.

Nun kommen wir endlich zum Mantrailing. Was hat das Ganze damit zu tun?

Ganz einfach.

Zu Beginn der Trail – Laufbahn haben die meisten Vierbeiner sog. Motivationstrails/ Firetrails kennen gelernt. Die Durchführung dieses Trails handhabt jeder anders, deshalb möchte ich nicht näher darauf eingehen.

Richtig durchgeführt, das heißt, individuell auf das jeweilige Team abgestimmt, wird jeder Hund schnell lernen, worum es zunächst geht. Starten und ankommen, Jackpot bekommen (auch hier gibt es viele spannende Möglichkeiten das Ankommen spannender zu gestalten). Nach einigen Entdeckertrails lernt der Hund, den Geruch vom Anfang mit der gefundenen Person zu verbinden.

Wichtig ist, als Hf gemeinsam authentisch zu jagen. Den Start interessant zu machen, (evt. Schnüffelgeräusche zu imitieren), je nach Charakter bzw. Rasse des Hundes diesen verbal unterstützen. Hier gilt das Prinzip, soviel wie nötig, so wenig wie möglich. Am Ende dürfen wir die Vp auch mal gemeinsam finden. Ich mache meinem Vierbeiner klar, wie wichtig diese ist.

Das macht allen einen Riesenspaß.

Das alles wird meistens in den ersten Wochen/ Monaten gemacht. Dann wird’s ernst. Die Starts werden schwieriger. Die Trails ausgefeilter, länger. Auch die Liegezeit wird verlängert. Man arbeitet ein Anzeigeverhalten heraus. Die Umgebung wird ablenkungsreicher. Kurzum, die Anforderungen steigen.

Wenn dies alles kleinschrittig, individuell auf das Team angepasst geschieht, ist das genau das, was man möchte.

Was leider häufig zu kurz kommt, sind die Motivationstrails. Der Spaß, die Freude des Anfangs bleiben häufig auf der Strecke. Das merkt man zunächst nicht unbedingt. Man ist ja stolz, dass der Vierbeiner jetzt mitten durch Hamburg trailen kann, die Einsatzprüfung geschafft hat, bei einer Meisterschaft gewonnen hat.

Motivationstrails? Brauche ich nicht mehr…

dann irgendwann zeigt unser Hund schon am Start Sterssanzeichen, wird hibbelig, bellt wie wild mit hoher Stimme, man bekommt ihn kaum ins Geschirr.

Ja du meine Güte – der ist hochmotiviert! Der kann den Start gar nicht mehr abwarten.

Ist das tatsächlich so?

Unterwegs wird er in Entscheidungen unsicherer, fragt durch Umdrehen zum Hf nach, schnüffelt vermehrt, schaltet sich ab oder stürmt einfach los. Sollte er doch noch ankommen (vielleicht weil hingeführt, er soll ja sein „Erfolgserlebnis“ haben), hechelt er stark und ist kaum zu beruhigen. Interessiert sich nur kurz für die Vp um dann einfach weiter zu gehen.

Natürlich kann solch ein Verhalten viele Ursachen haben. In der Regel ist es jedoch mangelnde Motivation. Nicht nur des Hundes. Auch des Hundeführers. Haben wir uns zu Beginn der gemeinsamen Ausbildung noch viel Mühe mit dem Start gemacht, uns manchmal gar „zum Affen“ gemacht, geht es jetzt ernst zu. Schließlich kann unser Hund das alles ja schon. So was Albernes wie Firetrails will man nicht mehr…schade. Es gibt so viele Variationen solche kurzen, extrem spannenden Trails zu gestalten, abhängig vom jeweiligen Team. Versucht es einfach! Lasst euren Hund an eurer Begeisterung teilhaben.

Für uns bleiben solche Motivationstrails wichtig. Immer wieder zwischendurch, auch unvermittelt, führen wir sie durch. Sehr zur Freude unserer Hunde. Die einfach mal mit uns gemeinsam bei einem Training noch mehr Spaß haben als sonst.

Denkt einmal darüber nach.

Das wahre Geheimnis des Erfolges ist die Begeisterung.

(Walter Chrysler)

Das Anriechen

Ebenso wie der GA selber, ist die Präsentation des Geruches entscheident für den Erfolg oder Misserfolg einer Suche.

Der Platz muss richtig gewählt sein, meistens ist das zu Beginn des Trainings gleich dem Startpunkt des Trails, in Richtung desselben. Im Laufe der Ausbildung wird sich das hoffentlich ändern. Geht man von einem Einsatz aus, wird man kaum wissen, von wo genau und vor allem in welche Richtung die zu suchende Person abhanden gekommen ist.

Es ist Aufgabe des HF den Start zu wählen, abhängig von den Informationen die man hat, dem Gelände, der Wetterlage etc. Der Ansatzort sollte für den Hund möglichst stressfrei sein. Manchmal ist ein Casting unumgänglich.

Es gibt sicherlich viele Methoden den GA zu präsentieren. Für uns kommen nur die in Frage, bei denen der Hund sich den Geruch freiwillig holt. Ob aus einem Glas, einer Tüte oder vom Boden ist individuell abhängig vom Hund. Hier spielt die Rasse sowie der Charakter sicherlich eine große Rolle.

Dem Hund als Makrosmaten ist es möglich, Geruchsartikel schon beim Öffnen des Glases, der Tüte (evt. sogar durch die Tüte) oder aus er Nähe des am Boden liegenden Gegenstandes, aufzunehmen. Um eine mögliche störende Kontaminierung weitgehenst ausschließen zu können, bevorzugen wir das Anriechen aus einem Glas.

Ein Eintüten (sekundenlanges über den Kopf stülpen einer Tüte) lehnen wir rigoros ab.

Wir arbeiten mit unseren Hunden als Team, sie können den Start kaum erwarten und nehmen den Geruch stets motiviert an.

Wichtig ist eine ruhige, konzentrierte Geruchssaufnahme, ein Abwarten des Hundes auf sein Startsignal um den Hund von Anfang an im Blick zu haben. Ein Losstürmen des Hundes lehnen wir ab.

Hat der Hund gelernt, am dargebotenen Gegenstand anzuriechen, ist es an der Zeit ihm zu zeigen, dass er den Geruch auch von etwas in der Höhe (Türgriff, Autositz, etc.) oder in der Tiefe nehmen kann. Zu dieser Zeit wird er auch ein Line up kennenlernen müssen. Das heißt, alle mit dem GA in Verbindung gekommenen Personen bzw. diejenigen die damit in Verbindung gekommen sein könnten, sind anwesend. Der Hund wird einmal an diesen vorbeigeführt um den Geruch der Personen vom dargebotenen GA differenzieren zu können.

Den GA lassen wir am Start zurück oder übergeben ihn an den Backup. Eine Rückorientierung des Hundes wegen des mitgetragenen GA (im Glas) haben wir noch nie beobachten können.

Der Geruchsartikel

Der Erfolg einer Suche ist maßgeblich von der Qualität des Geruchartikels (GA) abhängig.

Der GA dient dem Hund als Träger des Individualgeruchs der zu suchenden Person. Je weniger kontaminiert dieser ist, desto einfacher für den Hund. Im Grunde genommen kommt alles, was die zu suchende Person berührt hat, in Frage. Der Geruchsträger sollte möglichst wenig Eigengeruch haben, frisch sein, körpernah getragen worden sein, nicht mit Gegenständen anderer Personen in Kontakt gekommen sein.

Im Idealfall wählt der Hundeführer (HF) diesen selbst aus. Im Einsatz ist man sicher oft auf das angewiesen, was man bekommt.

Wir Sporttrailer müssen es den Hunden ja nicht zwingend schwerer machen als nötig.

Wie gesagt, der Erfolg einer Suche ist u.a. abhängig von der Qualität des GA. Das gilt natürlich im Besonderen für das Antrailen junger, unerfahrener Hunde.

Im Verlauf der Ausbildung ist es sicher je nach Trainingsschwerpunkt auch einmal nötig, eine gewisse Kontaminierung des GA zu üben. Der Hund muss im Training verschiedene GA kennenlernen.

Das sollte allerdings bewusst geschehen.

Es ist sicherlich nicht förderlich, einen GA das ganze Jahr über an verschiedenen Hunden zu nutzen, immer wieder in dieselbe Plastiktüte gesteckt und an verschiedene HF herumgereicht.