Krallenpflege

Zeigt her eure Pfoten…

 Krallenpflege – notwendig oder überflüssig?

Die Krallen geben dem Hund Halt beim Laufen.
Er kann sie nicht einziehen wie Katzen. Also sollte man meinen, er läuft sie sich auch selbst ab. Also – Krallenpflege überflüssig?
Weit gefehlt. Leider sehe ich in meiner Praxis und im täglichen Leben immer wieder Hunde mit viel zu langen, teilweise verkrümmten Krallen. Krallenpflege ist für den Hund genauso wichtig wie Hufpflege für das Pferd. Jedem Reiter ist klar, dass eine falsche Hufstellung bzw. ein zu langer Huf fatale Folgen für das Pferd haben kann.

Warum soll das beim Hund anders sein?

Ist es nicht.

Gut, der Hund trägt sein Gewicht nicht wie das Pferd es auf einer Zehe, (die in einer Hornkapsel, dem Huf endet), sondern verteilt auf mehreren (vorne fünf, wovon nur vier eine „tragende Rolle“ spielen, hinten vier) Zehen.
Er trägt das Gewicht auch nicht auf den Krallen, sondern auf den Ballen.
Wenn man sich allerdings einmal eine Hundepfote genauer ansieht, stellt man fest, dass jede einzelne Zehe aus vielen kleinen Knöchelchen besteht, welche durch Gelenke verbunden sind. Zu lange Krallen verändern die Stellung dieser Knöchelchen zueinander. Die kleinen Gelenke werden ständig überbelastet, ebenso die dort befindlichen Bänder. Das wiederum kann Auswirkungen auf den gesamten Bewegungsapparat haben und so zu einem veränderten Gangbild (Lahmheiten) führen. Besonders im Bereich dieser kleinen Gelenke kommt es häufig im Alter zur Arthrose.
Umgekehrt kann eine Erkrankung des Bewegungsapparates zu einer veränderten Belastung einer oder mehrerer Gliedmaßen führen.
Das heißt, die Krallen können unterschiedlich abgenutzt werden.

Gerade bei Windhunden sieht man häufig verheerende Veränderungen in der Stellung der Gliedmaßen, besonders im Bereich der Pfoten. Ob diese nun durch schlechte Haltung (Betonböden) oder Erkrankungen (Brüche der Gliedmaßen, Wirbelsäulenverletzungen, Gliedmaßenamputationen etc.) verursacht wurde – regelmäßige Pflege der Krallen (welche durch die genannten Erkrankungen/Verletzungen unterschiedlich abgenutzt werden) ist unabdingbar und trägt maßgeblich zur Gesunderhaltung oder Genesung des Hundes bei.

Viele Windhundtypen haben sehr lange Pfoten, fast „Plattfüße“ mit sehr langen Krallen. Das führt dazu, dass das Gewicht des Hundes vermehrt auf den hinteren, großen Ballen verlagert wird. Normalerweise werden alle Zehen und Ballen nahezu gleich belastet.
Man wird verwundert sein, wie viel man an der Stellung der Gliedmaßen verändern kann, wenn man über einen längeren Zeitraum regelmäßig die Krallen bearbeitet.
Je länger die Krallen nicht behandelt werden, desto langsamer muss man sie kürzen, denn der Nerv sowie die Blutgefäße „wachsen“ mit. Kürzt man über längere Zeit regelmäßig nur „scheibchenweise“ diese langen Krallen, ziehen sich die Blutgefäße mehr zurück.

Wie merke ich, dass die Krallen meines Hundes zu lang sind?

  • Die Krallen dürfen den Boden nicht berühren
  • Wenn der Hund steht, muss ein Blatt Papier mühelos unter die Krallen zu schieben sein
  • Wenn der Hund auf glattem Boden läuft, hört man bei jedem Schritt ein „Klacken“

Jeder Hund läuft sich seine Krallen unterschiedlich ab. Das ist u. a. abhängig vom Boden, auf dem er läuft. Bei manchen Hunden muss man die Krallen nie schneiden. Die Krallen der Hinterläufe wachsen langsamer und müssen deshalb nicht so häufig geschnitten werden.

Bitte beachten Sie: Ein abnormes Krallenwachstum oder eine sehr starke Verformung der Krallen können auch ein Hinweis auf innere Erkrankungen (hormonelle Störungen, Infektions- oder Autoimmunerkrankungen, etc.) sein.

Wie weit darf ich denn schneiden?

Bei Hunden mit hellen Krallen ist das Blutgefäß meistens sehr gut zu sehen. Bei dunklen Krallen arbeitet man am besten wieder „scheibchenweise. Und – keine Angst, trifft man ein Blutgefäß, ist das kein Drama. Ein kurzer Schmerz, es blutet ein wenig und gut. Ihr Hund wird es überleben –Sie auch! Um sicher zu gehen, legt man sich ein Stück Kernseife bereit, in die man dann die Pfote drückt. Die Seife setzt sich in die kleine Verletzung, stillt somit die Blutung.

Lassen Sie sich das Krallenschneiden von einem Tierheilpraktiker oder Tierarzt zeigen, wenn Sie zunächst unsicher sind. Wenn man ein wenig Übung hat, ist es ganz einfach. Wichtig ist eine gute Krallenzange. Eine Zange mit Öse ist nicht zu empfehlen, da man die Kralle durch die Öse schieben muss. Das dauert meistens zu lange und die Hunde werden unruhig.

Das Wichtigste ist: Ruhe bewahren!

Die Krallen nicht zu behandeln ist schlimmer, als sich anfangs vielleicht ein wenig ungeschickt anzustellen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!