Die Nase des Hundes

Nase

Wie schon die Pfoten, so ist auch die Nase des Hundes ein einzigartiges Wunderwerk der Natur. Für uns Mantrailer DAS Organ schlechthin! Doch wie funktioniert sie?
Anatomisch betrachtet sieht zunächst einmal jede gleich und doch ganz unterschiedlich aus. Es gibt kurznasige Hunde (brachiocephale Rassen) und langnasige. Macht das einen Unterschied in Bezug auf das Riechen?
Der Geruchssinn spielt im Leben des Hundes eine primäre Rolle. Als einziges Sinnesorgan ist die Nase von Geburt an voll ausgebildet.
Bevor wir uns mit dem Riechen beschäftigen, muss man wissen, woraus das Riechorgan eigentlich besteht. Denn eines ist sicher, es steckt mehr dahinter, als dieser dicke, meist schwarze, knorpelige, feuchte Knubbel im Gesicht unserer Vierbeiner, der fast stetig in Bewegung ist.

Keine Angst, dies wird keine wissenschaftliche Arbeit zum Thema riechen. Ihr könnt also ruhig weiterlesen…

Anatomisch betrachtet setzt sich das olfaktorische (also das Riech-) System aus der für uns sichtbaren Nase, bestehend aus dem Nasenspiegel und den Nasenlöchern sowie aus den für uns nicht sichtbaren Teilen wie der Nasenhöhle (getrennt durch die Nasenscheidewand).
Drei Nasengänge durchziehen die Nasenhöhle. Das Siebbein, eine gelochte Knochenplatte, trennt die Nasenhöhle von der Schädelhöhle ab. Durch diese Knochenplatte ziehen sich die Nerven des Riechhirns zu den Riechzellen (Riechepithel). Die Nasendrüse mündet ebenso wie der Tränen-Nasen-Kanal im Nasenvorhof. Sie befeuchtet den Nasenspiegel mit Drüsensekret.
Die Nase, die Nasennebenhöhlen und die Nasenmuscheln sind mit Schleimhaut ausgekleidet.
In der Region des Riechepithels dient die Schleimhaut u. a. der Bindung von Geruchsmolkülen.

Der Hund verfügt zusätzlich über das Jacobsche Organ (Organum vomeronasale). Ein kleiner Kanal beginnt hinter den Schneidezähnen im Gaumen und verläuft auf dem Boden der Nase. Auch hier befinden sich Riechzellen.
Diese sind direkt mit dem Riechhirn und dem Limbischen System verbunden. Das limbische System ist verantwortlich für die Verarbeitung von Emotionen, es ist außerdem für die Ausschüttung von Endorphinen zuständig.
Sicherlich ist euch schon einmal aufgefallen, dass euer Hund beim Riechen plötzlich mit den Zähnen klappert und vermehrt speichelt. Dafür ist dieses Organ verantwortlich.

Weiter geht’s… 

Das Riechepithel besteht aus verschiedenen Zellen, u.a. den Riechzellen sowie vielen Schleimdrüsen. An der Spitze der Riechzellen befinden sich feinste Härchen, die Zilien.
Am anderen Ende der Riechzellen befinden sich Nervenfortsätze welche sich zu den Riechnerven bündeln. Sie ziehen durch das Siebbein und führen zum Riechkolben im Endhirn. Man könnte sagen, hier werden die Nerven verschaltet.

Der Hund kann über bis zu 230 Mio. Riechzellen verfügen (rasseabhängig).

Er ist ca. 10 Mio. Mal geruchsempfindlicher als der Mensch. Vor allem ist seine Fähigkeit Duftstoffe zu differenzieren um ein Wesentliches höher: Mehr als 1000fach!

Das ist genau das,  was wir beim Mantrailing nutzen, die Fähigkeit des Hundes einen bestimmten Geruch (Individualgeruch) aus vielen anderen sicher zu identifizieren.
Nicht umsonst gehört der Hund zu den Makrosmaten (Griechisch  = Vielriecher)

Und wie funktioniert nun das Riechen?

Eigentlich ganz einfach und doch hochkomplex.

Die oben beschriebenen Riechzellen (wir erinnern uns, die am Ende mit den feinen Härchen (Zilien)ausgestattet sind) besitzen Rezeptoren (Lt. recipere; aufnehmen, empfangen). Jede dieser Riechzellen ist auf einen bestimmten Duft spezialisiert.

Träger der Gerüche sind kleinste Teilchen, die Moleküle. Strömen nun Duftmoleküle in die Nase des Hundes, lösen sich diese in der Schleimhaut des Riechepithels und werden zu den Härchen (Zilien) transportiert. Dort reagieren die Rezeptoren mit den Molekülen und lösen eine biochemische Reaktion aus. Die Wirkung des Duftmoleküls wird um ein Vielfaches verstärkt. Bei ausreichend hoher Konzentration wird ein elektrisches Signal ausgelöst. Dieses wird über die Nervenfasern (Riechnerven) zum Riechhirn weitergeleitet.

Es besteht ein enger Zusammenhang der Geruchsempfindung und dem unbewussten (vegetativen) Nervensystem. Die Riechfunktion schützt den gesamten Organsimus vor schädlichen Einflüssen. So lösen angenehme Gerüche einen Sekretionsfluss (s. o.) aus, unangenehme können einen Brechreiz auslösen.

 

Literaturhinweis

Budras, Fricke, Richter – Atlas der Anatomie des Hundes

7. über. Auflage  Schlütersche